Montag, 30. April 2012

Fans kaufen ja oder nein?

Die Social Media Expertin Tina Gallinaro fragte mich heute morgen überraschend zum Thema "Fans kaufen ?" nach meiner Einstellung: Selbst hab ich noch nie daran gedacht. Wenn das für mich erfolgversprechend gewesen wäre, hätte ich vermutlich einige Follower mehr ;)

Auf die Frage zu antworten ist heikel. Die Diskussion darüber ist polarisierend. 
  • Der Fragebogen, den Du dafür gewählt hast, Tina, legt (zumal man für die ganze Fragenübersicht erst herunterscrollen muss) eine moralisierende Beantwortung nahe. 
  • Manche lassen sich - was ihre Erfolgsgeheimnisse angeht - nicht gerne (unbezahlt :) in die Karten schauen. Wenn z.B. jemand 10.000 Follower hat und offen vertreten würde, 5000 davon "gekauft" zu haben, nähme er nicht nur sich, sondern auch den "gekauften" Fans ein Stück Würde, zumindest muss er damit rechnen, dass die moralisierende Messlatte ihn dann an den Pranger bringt. 
  • Auch wenn sich ein(e) Anbieter(in) einen Teil der Fans "gekauft" hätte, müsste er (sie) diesen Kauf mit irgend etwas bezahlt haben. Vermutlich hat er (sie) dafür etwas hergegeben, das als Äquivalent seiner (ihrer) eigenen (Vor-) Leistung gelten darf. Ob er (oder sie) nun mit schönen Worten potenzielle Kunden umwirbt, mit Geschenken oder diese mit etwas anlockt, was ihn selbst und sein Angebot attraktiv erscheinen lässt, ob er, weil er sich um seine eigentliche Arbeit kümmern möchte, mit der PR lieber Spezialisten beauftragt, oder schlicht und ergreifend Fans kauft, wenn wir ehrlich sind, ist der Übergang zwischen Kommunikation und Prostitution doch - zumindest im Socialmediabereich - inzwischen manchmal fließend. 
  • Ein unabhängiger Betrachter von außen würde vielleicht dazu sagen: Dass die sich alle so lieb haben finde ich doch erstaunlich bis unwahrscheinlich.
  • So lange wir selbst in der Leistungs- und Wachstumsideologie gefangen bleiben, und es uns beim "besten Willen" und Bemühen nicht gelingt, die sich damit manifestierenden Paradigmen zu transzendieren, werden wir uns selbst ihrer Instrumente und (Status-) Symbole bedienen, logisch?
Jetzt mal "Butter bei die Fische"! Wie ist das eigentlich bei mir? Exkurs in mein eigenes Cyber-und Real-Dasein :)


Mein Anspruch: Jeder Fan oder Kunde hat meine volle Aufmerksamkeit verdient, wenn er kommt, sich auf einer meiner Open-Content-Seiten äussert, einfach nur dabei sein möchte, eventuell persönliche Fragen an mich hat oder wieder geht. Da mache ich keinen Unterschied zwischen CyberLife (CL) und RealLife (RL).  Jeder Fan, der Vertrauen investiert, weil es mir auf irgend einem Kanal gelungen ist, ihm etwas anzubieten, was ihm Freude bereitet, ist für mich ein "High End Client" (HEC)

Die einzelnen Kanäle, auf denen ich als Cyborg oder Mensch unterwegs bin, haben unterschiedliche Qualitäten und bekommen von mir einen unterschiedlichen Einsatz an Energie zugestanden.

  • Printmedien bedeuten für mich zu viel Aufwand und sind zu wenig interaktiv. 
  • Reine Businessnetzwerke (z.B. Xing & Linkedin) haben für mich sehr an Reiz eingebüßt. Die Einladungsüberschwemmung mit Inhalten, die ich selbst anbieten kann, törnen oder stumpfen ab. In den Gruppen dort lese ich mit, bin jedoch nur noch höchst sporadisch aktiv.
  • Veranstaltungen, Neuigkeiten oder interessante Inhalte verbreite ich am liebsten auf meiner FB-Landeseite , das ist unkompliziert, schnell und erreicht die meisten aus meiner kleinen Community am zuverlässigsten. 
  • Für diejenigen Fans, die immer noch socialmediaresistent sind, und das sind von denen, die regelmäßig meditieren erstaunlich viele,  gibt's einen Newsletter, der notorisch spät rausgeht und auf den ungefähr so spontan wie auf Twitter reagiert werden muss. 
  • Dann hab ich noch die "gute alte Homepage" (mit diversen Subpages, z.B. einer über Meditation), die zwar längerfristig standardisierten Inhalt anbieten, die jedoch web 2.0 verlinkt daherkommen 
  • und bisher als mein SM-Stiefkind Google+ , dessen Format ich nach wie vor unpraktisch und schwer einschätzbar finde. Dort bringe ich die mittelfristigen Info's (z.B. regelmäßige Veranstaltungen oder große, langfristig vorzubereitende Events unter.  Genau genommen finde ich hier nur die Hangout-Funktion wirklich attraktiv,
  • wobei Skype (top-777) immer noch mehr Privacy-Charakter für mich und (offenbar auch für meine Kunden) hat.
  • Diesen Blog verwende ich als das, was er ist: Ein Notizblock für Entwürfe, längere Gedankenketten, kürzere kritische Anmerkungen, Stellungnahmen und Kommentare. Sozusagen meine Spielwiese für Dinge, die sich in der Diskussion weiterentwickeln dürfen, die ich teilweise später wieder verwerfe oder weiter ausbaue, vertiefe und wieder verwende.  
  • Über Twitter kommuniziere ich mit der Welt am liebsten. Reduziert auf 140 Zeichen kann ich aus einem riesigen Wissenspool schöpfen und mich  an diesem Vormodell für "kollektives Bewußtsein" spielerisch beteiligen. Es bringt Austausch, persönliches Wissen, es leiten sich viele Gespräche auf Augenhöhe daraus ab.
Das alles bedeutet - wie die meisten aktiven Leser hier ja selbst genau wissen - enorm viel Arbeit und Aufwand, der neben der täglichen Existenzsicherung stattfindet. Wenn dieser steigt, und ich weiterhin meinen oben formulierten Anspruch erfüllen möchte, werde ich irgendwann ein Team oder Personal dafür brauchen, von denen ich dann Know-how und Arbeitskraft einkaufen muss. 


Bisher ergibt sich aus all den täglichen Begegnungen im Cyber Life (CL) manchmal ein Zusammentreffen im Real Life (RL). Gelegentlich nimmt auch jemand meine speziellen Begabungen, Fähigkeiten und Angebote wahr und gibt mir dafür einen Ausgleich, ja z.B. ein Honorar das mir hilft, meine täglichen Ansprüche und einen Teil des Aufwands zu decken, Bedürfnisse meiner Familie und eigene Wünsche zu erfüllen. Einige Male bekam ich dafür auch eine Gegenleistung, die zu meiner Lebensqualität auf andere Art und Weise beiträgt. Oft sind es schlicht Bitte, Danke und ein Lächeln vielleicht Zuspruch oder Weiterempfehlungen. Meistens besteht die Gegenleistung aus Anregung, Wissen, einer herzliche Begegnung

Wichtigste Antriebsmotoren sind dabei (für mich) grenzenlose Neugier, nahezu unstillbarer Wissensdurst und Spaß an der Begegnung.

Demzufolge werde ich dies so lange machen, wie mir das Freude bereitet, und ich den Eindruck habe, dass es dazu beiträgt, mein Dharma (Lebensaufgabe) leben zu können. 
Dabei rankt sich mein Engagement um einige Lieblingsthemen, die ich gerne (mit-) teile, weil ich der Überzeugung bin, dass wir gut daran tun, zu lernen, unsere kollektive Intelligenz kennenzulernen und uns gegenseitig für die notwendigen, längst anstehenden neuen Lösungen in fast allen Bereichen zu bestärken und zu beflügeln

Wenn das, was ich tue und sage von Menschen wahrgenommen und weitergereicht wird, und es, weil es gut ist, zu meinem Bekanntheitsgrad beiträgt, stärkt das mein Ego, das mir (innerhalb der alten Paradigmen und momentan noch bei der Existenzsicherung) hilft. Klar ist jedem von uns: Wer Einfluss hat und Vertrauen genießt, bekommt Rückmeldung, erlebt Austausch, findet "Follower", "Fans" und letztlich auch Kunden. Das macht ja die Weiterempfehlungen und Retweets oder das Teilen so wertvoll.  Schließlich sind wir Menschen soziale Wesen und die Begegnung mit den anderen hilft uns - auch zur Selbsterkenntnis. (im CL wie im RL :))


Dies sei der Hintergrund, vor dem ich mich nun wieder Deiner Ausgangsfrage, Tina,  " Fans kaufen? " zuwende.


Stellt Euch einerseits vor, 500 "gekaufte" Kunden stehen in Eurer Edelboutique herum: Nehmen wir an 10 davon wundern sich zwar, wie sie dort hingekommen sind, finden dann aber doch 'was (schon mal gut :). Die anderen versperren die Sicht, suchen die Theke, im besten Fall langweilen Sie sich nur, im schwierigsten Fall fangen sie an, sich auf mehr oder weniger originelle Weise bemerkbar zu machen, Aufmerksamkeit an sich zu binden, andere Kunden oder das Personal zu provozieren u.s.w.  Selbst wenn Ihr eine "Jahrmarktbude auf dem Tollwood" betreibt, hängt es sehr vom Konzept und der Zielsetzung Eures Unternehmens ab, ob es gut für Euch ist, wenn Euer Verkaufsstand von einer Menschentraube belegt wird oder nicht (... und wer wird schon gerne in eine Schlägerei verwickelt ?)
Andererseits haben eine gute PR und ein Claqueur im richtigen Moment schon manchem Vorhaben schon eine Menge Erfolg beschert. Eine Kneipe wird gemütlicher, wenn noch andere Menschen da sind. Wer fühlt sich in einem leeren Theater oder in einer leeren Halle bei einem fanlosen Rockkonzert nicht deplaziert? Wär's nicht schade, ein - an und für sich wünschenswertes - Ziel nicht zu erreichen, oder mit einer guten Idee ignoriert zu werden, nur aus unserer Ignoranz den menschlichen sozialen Bedürfnissen und Eigenschaften gegenüber? Wenn dann der Laden mal läuft und die Stimmung passt, braucht's keine zusätzlichen  "Starthelfer" oder "Anschieber" mehr. Wenn sie allerdings gehen und der Laden läuft noch nicht, ist das noch zusätzliche schlechte Werbung.
Last but not least wird vieles von der Auswahl der Fans als potenziellen Kunden abhängen. Wenn jemand die Kunst beherrscht, genau die Menschen zu einem Event zusammenzutrommeln, die sich sowieso für Dein Angebot interessieren, warum sollte er dafür kein Honorar bekommen dürfen? Nehmen wir also an, Ihr habt in einen Künstler seines Fachs investiert, der hat Euch echte, handverlesen vorausgewählte potenzielle Kundschaft in den Laden geschickt, und Ihr seid auf den Ansturm nicht vorbereitet bzw. könnt die Nachfrage nicht decken, was passiert wohl dann? ;)  
In beiden Fällen kommen wir um eine Vorabüberlegung nicht herum: 
Wie viel Aufwand müssen wir treiben, um der Menge von Menschen, die dort - mit oder ohne Anspruch - auf uns zukommen, angemessen gegenüber zu treten?


Die Fragestellung nach "gekauften Fans" ist vielschichtig, sowohl für den Interessenten als auch für den Anbieter. Im PR- wie im Socialmediabereich (bzw. besonders auch in der Kombination der beiden) hab ich schon sehr unterschiedliche Leute kennengelernt. Wichtig ist, dass 
  • die "Chemie stimmt", dann 
  • die Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit passen. 
Ob wir dies erleben, hat mit unserem Bewußtsein (State of Consciousness: Nochmal ein ganz eigenes Thema) zu tun.  
Offene Kommunikation - sich gegenseitig Kennenlernen - gehen einfacher, wenn man dazu die Kommunikationskanäle (s.o.) mischt, auch Übergänge zwischen CL und RL aktiv nützt und ausbaut. Wenn es dann wirklich stimmt, ist alles möglich, Nachhaltigkeit, sogar tiefe Verbundenheit und Liebe
Eigentlich sind also andere Fragen wichtig als die nach einer "Fankauf richtig oder falsch Polarität".  

Glücklicherweise müssen wir ja gar nicht entscheiden, ob es gut oder schlecht ist, Fans zu kaufen oder sich als Fan zu verkaufen (bzw. kaufen zu lassen). Jede(r) trifft letztlich seine Entscheidungen selbst, ob er (sie) für seine Hilfe oder Unterstützung genügend Ausgleich bekommt. 
Solange er (sie) in einem System lebt, in dem Geld als Tauschäquivalent angesehen wird (auch wenn es nur eine auf Schulden basierende verzinsliche materialisierte Fiktion sei), ist es praktisch, wenn er (sie) etwas davon zur Verfügung hat und - insofern für uns alle nachvollziehbar -  sein (oder ihr) Angebot im Tausch monetär absichern sprich bezahlt haben möchte. 
Keiner von uns, das unterstelle ich jetzt einfach, ist schon ganz und gar frei von Konditionierungen und irgendwie sind wir alles geprägt von materialistischen Paradigmen. Das ist nicht weiter schlimm. Um so erfreulicher sind alle Ansätze, die helfen, die "offensichtlich schlüssigen Erklärungen jener Glaubens- und Wahrnehmungswelten (und um solche handelt es sich ja) in Frage zu stellen. Ob sie nun ihrerseits schon gleich gute Alternativen und in sich abgerundete Konzepte bieten oder auch nicht. 
Es gibt viele, die sich Gedanken machen, sich auseinander- und zusammensetzen und die gängigen Konzepte von einer anderen Seite aus beleuchten helfen, wie z.B.  
@OliverSchnock der in der letzten Woche der Frage nach "Wohlstand ohne Wachstum" im Facebook und auf Twitter ein Forum verlieh, oder  
Wolfgang Niederhausen (@coachforyou) der schon Anfang April auf seiner Facebookseite auf eine interessante ZDF-Sendung über die Grundprobleme des Geldes hinwies, oder auch Du, 
Tina Gallinaro (@TinaGalli1 ), die mit ihrer Umfrage auf Facebook  eine Diskussion anzettelt und damit einen Gedankenanstöße gibt.  
Unzählige Gruppen bei FB, Twitter, G+, etc. rühren inzwschen im Feld der unbegrenzten Möglichkeiten herum und fördern einen Geistesblitz nach dem anderen zu Tage :)  Das eine oder andere, was auf den ersten Blick nur "Unsinn im Sinn" hat (Herzliche Grüße an meine geliebte @bunnycrew !) hat Tiefgang.

Wer sich im SocialmediaBereich umschaut findet inzwischen noch viel mehr Menschen, die sich - inzwischen auch im deutschen Sprachraum vermehrt dafür engagieren, eine - globale - Veränderung, "Change" , "Paradigmenwechsel" mutig anzugehen. Vielleicht bestätigt sich mein Verdacht, dass die "kritische Menge", von Elementen in einem System, die ab irgendeinem Punkt die beginnende Veränderung unumkehrbar macht, schon längst erreicht ist.



Während ich in den sozialen Medien, in dieser "Vorstufe", dem Meer des kollektiven Denkens, fische, stelle ich inzwischen immer wieder erfreut fest, wie weit wir eigentlich auf diesem Weg und wie nah wir uns im Grunde schon sind. "You're not alone!"  Also gibt es Hoffnung für Frieden, Harmonie, Lachen und Liebe. Wenn das kein gutes Statement zum ersten Mai ist :)) !



Vorläufiges persönliches Fazit: Fankauf ja oder nein ? Welchen Weg auch immer Ihr geht, ich wünsche Euch die Kunden und den Erfolg, der Eurer und unserer gemeinsamen Idee weiterhilft.  Verurteilt nichts, denkt und fühlt viel, lacht, liebt teilt und meditiert  täglich :)


Bin jetzt wiedermal sehr gespannt auf Eure Kommentare:

Namasté

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