Süßes Kind der Zeit, Du wirst die Grenzlinie sehen:
The line that´s drawn between the good and the bad
Die Grenzlinie, die gezogen ist zwischen dem Guten und dem Bösen.
See the blind man shooting at the world
Sieh den blinden Menschen auf die Welt schießen;
Bullets flying – taking toll
fliegende Geschosse (ihren) Tribut fordern.
If you´ve been bad, Lord I bet you have
Wenn Du schlecht gewesen bist, Herr, ich wette, Du bist es gewesen.
And you´ve not been hit by flying lead
Und wenn Du (bisher) nicht getroffen wurdest von fliegendem Blei.
You´d better close your eyes and bow your head
Solltest Du besser deine Augen schließen und deinen Kopf beugen
And wait for the ricochet
und auf den Querschläger warten.
Deep Purple (1970)
Ian Gillan: Hat den Text 1970 eigenen Angaben nach aus einer Laune heraus gesungen und fand die Bedeutung des Titels (Child in Time) selbst schleierhaft. Vieles wurde hineininterpretiert in den Song der psychodelischen Rock-Gruppe.
So spontan der Text auch vom Sänger entwickelt worden sei, so sehr ist er im Zusammenhang seiner Zeit zu sehen, und er provoziert doch schon eine Fragen, die mich heute beschäftigen:
1. Wer zieht diese Linie, von der da die Rede ist? Wer mag der Richter sein, der zwischen Gut und Böse entscheidet? Ist die dafür notwendige Polarisierung überhaupt konstruktiv? Liegt darin der eigentliche Systemfehler? (Freue mich auf Eure Kommentare zu dieser Frage).
Ist es da nicht wichtig, erst einmal genau zu wissen, wovon man spricht? Ist dies das Ansinnen des Autors Hassan D. Shahir, wenn er in seinem Buch über "Die Rote Linie" mit Hilfe von Hintergrundwissen und kritischen Fragen zum Verstehen der "persischen Kulturnation" als Irankenner beiträgt? Nach einer Rezension von Mattias gelingt es Herrn Shahir, dem Leser einen positiven Denkanstoss zu geben.
Ist es da nicht wichtig, erst einmal genau zu wissen, wovon man spricht? Ist dies das Ansinnen des Autors Hassan D. Shahir, wenn er in seinem Buch über "Die Rote Linie" mit Hilfe von Hintergrundwissen und kritischen Fragen zum Verstehen der "persischen Kulturnation" als Irankenner beiträgt? Nach einer Rezension von Mattias gelingt es Herrn Shahir, dem Leser einen positiven Denkanstoss zu geben.
2. "See the blind man ..?" Ein von Blindheit Geschlagener schießt wild um sich? Ein Amokläufer also? Jemand mit einer dissoziativen Störung der Impulskontrolle? Ein Einzeltäter, der (kulturabhängig) dissozial, mehr oder weniger lange vor sich hin grübelnd, unter Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen leidend, irgendwann in völliger Unzurechnungsfähigkeit blindwütig alles zerstört, einem letzten verzweifelten Impuls zur Selbstbefreiung folgend, dessen Störungsbild im ICD-10 (F68.8) der WHO beschrieben werden kann?
Bleibt diesem ignoranten (oder besser: ignorierenden) Bösewicht und Zuhörer tatsächlich nur, die Augen zu schließen, den Kopf einzuziehen und auf das Ende zu warten?
Im Vorfeld eines Amoklaufes ( und in den letzten beiden Dekaden gab's dafür einige Beispiele) stehen:
- Sozialer Rückzug eines Einzelnen oder einer Gruppe,
- Isolation, Mangel an Kommunikation und Austausch.
- Offensichtlich gehört dazu auch eine Bewußtseinstrübung: Die Projektion eigener Schatten, Ängste und Abgründe auf ein Außen, auf das sich dann die blinde Zerstörungswut entlädt.
Wie in den letzten Wochen auf der Weltbühne vorgetragen, gibt's das im Kleinen wie im Großen:
Während der Eine sagt "was gesagt werden muss" und der Andere mit der Antisemitismus-Keule um sich schlägt offenbaren sich zwei Amokläufer? Eigentlich sind die beiden Spiegelfechter, die ihrer (und unserer) Angst Ausdruck verleihen, in dieser völlig überzogenen Form, die den Versuch des jeweiligen Gegenübers zur konstruktiven Auseinandersetzung im Keim erstickt!
Die meisten Autoritäten (Schriftsteller, Musiker, Politiker, Diplomaten, Kulturkritiker), die sich zu einer Äußerung aufgerufen fühlen, schlagen sich auf die eine oder auf die andere Seite und betrachten ihrerseits nur die Projektionen und nicht das Wirkliche. Sie tragen so zur Polarisierung bei und befeuern den unlösbaren Meinungsstreit, der auf das Blindwütende (den Krieg und Untergang) zu galoppiert.
So bestätigt die "geistige" Elite das Zitat Einsteins:
So bestätigt die "geistige" Elite das Zitat Einsteins:
"The significant problems we face cannot be solved at the same level of thinking we were at when we created them." (Albert Einstein)
hi thomas.
AntwortenLöschenfür den rosenmontag eine solchen text - das kling aber "angry".
wie dem auch sei: ich kenne dieses gefühl: es wird auf der ebene derer, denen wir vertrauen schenken müssen, weil sie unsere dinge regleln (politiker) was den horizont angeht auf suppentellerniveauan die globalen und wichtigen fragen herangegangen.
wie viele menschen spielen auch unsere volksvertreter das spiel: hauptsache, ich krieg' nichts ab.
das finde ich phantasielos - und unserem individuellen wie kollektiven potential nicht angemessen.
die ganze diskussion, auf die du dich beziehst (aber die du nicht namentlich benennst, das quentchen übermut hat dir heute noch gefehlt - aber warte, die wut... :-)) tangiert mich nicht: ich halte sie für eine scharade, um massen zu belustigen.
ich klinke mich da gerade emotional aus. gute lektüre zum thema: der waldgänger ernst jünger.
die frage nach der funktion der "amokläufer": sie zeigen uns das spektrum des möglichen - zwar in eine richtung, die wir moralisch als unangenehm empfinden mögen, die wir aber nicht nur in der gesellschaft, aber auch in uns selbst finden.
deine montagsmeditation mag eine mögliche methode sein, das persönliche wut- oder amokpotential zu integrieren. wie du weißt - gibt es ja auch noch andere methoden :-)
thomas. finde ich nicht aus dem fenster geleht - bis hierher hättest du noch einiges vor dir: http://pinterest.com/jnightshift/troublemaker/
beste grüße, pete.
ach ja: 'child in time' ist ein cooler song von einer der besten bands der welt (also, äh, damals...)
AntwortenLöschenHallo Pete!
AntwortenLöschenDanke für Deinen erquicklichen Kommentar. Allerdings sprichst Du in Rätseln mit:
http://pinterest.com/jnightshift/troublemaker/ ~~~>
"Oops!
Fehler 404
The page you're looking for could not be found.
Go back?"
Übrigens: Wütend war ich nicht und das war auch nicht mein Motor für den Artikel. Davor fühlte ich mich für ein paar Tage ratlos (... sprachlos), hat die Diskussion doch eines offenbart: Wie nah', blind und taub da eigentlich gerade wieder am Weltfrieden gezündelt wird.
Von mir als "Deutschem mit Migrationshintergrund" erforderte es tatsächlich einigen Mut, mich in dieser Angelegenheit zu äußern. Wer weiß, auf welche Ideen die Nachrichtendienste dieser Welt kommen, wenn so einer mit "rotem Reiter" in der Akte wagt, den Mund auf zu machen, wenn dabei kritische Töne herauskommen, die gleich in zwei gegensätzliche Richtungen zielen ;)
Die Montagsübung ist keine eigentliche Meditation, nur weil sie einem Sutra folgt. Die Übung kommt aus dem Sanskrit und ist dazu geeignet, Projektionen aufzulösen und sich in Demut (nicht verwechseln mit Unterwerfung) zu üben. Sie dient dazu, das, was wir für wahr nehmen (wahrnehmen), zu entschleiern, um klar zu unterscheiden, Polaritäten aus dem materialistischen Dualismus der Extreme Gut und Böse aufzulösen und sich selbst im anderen zu erkennen.
Wie ich meine, ein guter Start in die Woche, speziell an einem Tag, der wie der Ostermontag ein Symbol für Hoffnung und Frieden darstellt.
Meditation, gleich welcher Prägung, kann uns dann helfen, die - eventuell zunächst verstörenden - Erfahrungen aus der Übung zu verarbeiten :)
In diesem Sinne beste Ostergrüße!
Thomas
P.S.: Lustig, dass Du daraus einen "Rosenmontag" machst. Hast Du die Symbolik der Rose bewusst in diesen Zusammenhang gestellt?
... die rose, die rose. ja, das war absicht. wie schön, dass es noch menschen gibt, die auch die zweite und dritte schicht "lesen" können...
AntwortenLöschenDanke Thomas für den Song und diesen Blogpost. An mir scheint das Thema vorüber gegangen zu sein, um das es hier eigentlich geht. Ich meine aber, dass Du einen Punkt besonders gut machst: Den Umgang mit Projektionen. Wir (Deutschen) sehen uns ja gerne mal als so aufgeklärt und rational. Wir wissen häufig nicht, wie oft wie in die Falle von Projektionen fallen. Die "Migranten" und andere Kulturen eignen sich besonders für Projektionen von Urängsten, die wir mit uns herum tragen. Merkwürdig, dass wir so sehr auf die rote Linie der Abgrenzung pochen anstatt uns häufiger auf unsere gemeinsamen Werte zu besinnen. Hast Du meinen Karfreitagsblog gesehen?
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Angie
Danke Angie für Deinen Kommentar, und Dein Karfreitagsblog trifft einen wichtigen Aspekt. Erfreut merke ich wieder einmal, dass Du Deine eigene Botschaft lebst.
AntwortenLöschen"If you cannot change your own life, make a special difference in someone else’s life today.", die ich ergänzen möchte mit:
"Immer wenn Du jemandem eine Freude machst, ist die Freude ganz bei Dir, ... and this is a change already!" :)