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Freitag, 24. August 2012

Schluss mit den Mythen der Meditation

Wenn Schüler über ihre Meditationserfahrung sprechen, dann schildern sie Anfängern oft ihre Erlebnisse in den buntesten Farben.
Sicher, es ist angenehm, sich an einem schönen Ort und in einer guten Atmosphäre in die Meditation zu versenken; und im Übergang auf der Reise hinein in die ( - oder wieder heraus aus der - ) Versenkung mag das eine oder andere intensive Erleben ein Geschenk sein.



Freuen Sie sich darüber und behalten Sie diese Geschenke für sich, denn allzu leicht verunsichern diese Geschichten (die ja eigentlich Ihre Freunde motivieren sollen) einen Meditationsneuling, der daraus Erwartungen, Leistungsdruck und vielleicht sogar Misserfolgserlebnisse ableiten wird, wenn er selbst keine "Trompeten von Jerecho, hochgeistige Verzückung oder Farbenfeuerwerke" berichten kann.
Und zudem zeigt alles Erleben bei einer Meditation zugleich an, dass man sich momentan noch nicht oder schon nicht mehr in der Meditation befindet.
Wem es wiederfährt, in die Lücke zwischen den Gedanken zu gleiten, der transzendiert aus dem Raumzeitkontinuum in eine andere Dimension. Was es dort bestenfalls zu erfahren gibt, ist Zeitlosigkeit und die ewige Stille, einen Anschluss an die ewige Weisheit, an das, was keinen Anfang und kein Ende hat. Selbst Erkenntnis ist im Zustand der Meditation nicht erkennbar (... und das ist anscheinend noch so ein unauflöslicher Widerspruch ? Ein Kōan also? Nein, nicht wirklich, denn ...), was eigentlich in der Meditation geschieht ist genauso wenig beschreibbar wie das Göttliche selbst.
Um etwas zu erleben und es sprachlich erfassbar zu machen, brauchen wir sowohl Raum als auch Zeit. Folglich kommt eine Erkenntnis irgendwann nach der Meditation zum Vorschein, eventuell dringt sie uns erst in Form einer Veränderung, durch eine andere Art der Wahrnehmung oder durch einen Prozess ins Bewusstsein.
Zwar kann ich im Vorfeld einer Meditation zum Beispiel die drei Seelenfragen formulieren, um mich auf die eigentliche Meditation einzustimmen (... und das ist eine gute Methode!). Meditation an sich ist jedoch ziellos und verfolgt keinerlei Sinn.
Dennoch werden sich möglicherweise ...
  • Ihr Bewusstsein und Ihre Wahrnehmung erweitern, vermutlich werden Sie 
  • Stress abbauen, vielleicht sogar 
  • innerliche und äußerliche Heilungserfahrungen machen, 
  • Ihre Beziehungen verbessern, 
  • spontan einige Wünsche erfüllt bekommen, 
... oder auch nicht?
Allen Neulingen der Meditation sei also ans Herz gelegt:
Meditation hat nichts Spektakuläres und ihr einziges Ziel ist: 
Zu meditieren :) 
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen heute viel Freude mit dem Meditieren.
Namasté!

Freitag, 20. April 2012

Wenn der Stress die Seele angreift ?

... geht das überhaupt?  Kurz zum Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 07.07.2011

Keine Angst: Die Seele geht nicht kaputt! Es kann allerdings sein, dass unser Körper dem Stress auf Dauer nicht standhält und die Seele sich in Sicherheit bringen muss (die Notbremse zieht, oder vielleicht ganz aussteigen will).
Viele kriegen für ihren Raubbau an den körperlichen Ressourcen früher oder später die Quittung, und wenn dann nichts mehr so funktioniert, wie es den eigenen Ansprüchen zufolge eigentlich soll, spricht man inzwischen von "Burnout". Auch wenn "Burnout" als wissenschaftlicher Begriff nicht anerkannt wird, finde ich jedoch, dass er das Gefühl der Betroffenen sehr gut beschreibt.
Als ich neulich (... im Spätsommer, d.A.) abends mit einem Topmanager in vertrauter Runde in einem Münchener Biergarten saß, erzählte er erst sein Leid, beschrieb seine ehemals unschlagbare Karriere, und dass er sich nach seinem Zusammenbruch nun etwas zurücknehmen müsse. Eigentlich komme ihm entgegen, dass seine Auftragsbücher rückläufig sind, und dass er, wenn er ehrlich sei, keinen gesteigerten Wert mehr auf neue Aufträge lege.  Doch - seine Stimme wurde leiser - er habe sogar schon mal heimlich etwas über Meditation gelesen und es ausprobiert, er als erwachsener ADHSler bekomme das aber nicht hin. So still und gerade zu sitzen und an Nichts zu denken. Da würde man ja verrückt. 
Dann griff er nach meinem Unterarm, lehnte sich über den Biertisch und raunte mir zu: "Bei Deinen Seminarangeboten für eine Firma erwähnst Du am besten das Wort >> Meditation << gar nicht erst! Du magst zwar Recht haben, mit Deinem Vorschlag, aber die Kollegen in den Führungsetagen meiden das Wort wie der Teufel das Weihwasser!" 
Am Tag drauf las ich den eingangs erwähnten - wie ich meine guten Einstiegsartikel - in der Süddeutschen Zeitung über die Folgen von überzogenem Leistungsdruck im Job mit den Titeln "Wenn der Stress die Seele angreift" & "Zeit für Entschleunigung!" Dazu gaben dann einige mehr oder weniger gut gemeinte Ratschläge und Kommentare:
z.B. schreibt greyhound13: "Es gibt viele Dinge, die das Leben entschleunigen würden; einfach mal den Radio, Fernseher, iPod auslassen und die Ruhe zu Hause genießen. Nicht auf jede Grill-, Gartenpartie gehen, sondern einfach mal nur zu Hause abhängen. Stress gibt es nämlich nicht nur im Job, sondern auch in der Freizeitstreß setzt die Leute unter Druck; immer und ständig auch in der Freizeit aktiv zu sein, hat oftmals nicht's mit Erhohlung zu tun. Ja und im Aktiv-Urlaub geht's dann weiter mit den Aktionen, anstatt auch ohne schlechtem Gewissen alle viere mal gerade sein lassen und Löcher in die Luft schauen."
"Alle Viere mal gerade sein lassen und Löcher in die Luft schauen" ... mag ein guter Tipp sein. Für viele, die schon im Besorgen verstrickt sind, dem "Schneller, Höher, Weiter ... " folgend, und darüber hinaus im Social-Media-Stress versinken, ist der gute Ratschlag nicht so ohne Weiteres anwendbar. Mit erhöhtem Blutdruck, der Existenzangst im Nacken oder der Angst vor der Einsamkeit sind Stille und Rückzug oft gar nicht auszuhalten, weder im Kopf noch im Körper! Nicht selten wird dies als Niederlage erlebt und als Abkürzung in Depression und Abseits. Manchmal bleibt von so einem Ratschlag also nur die zynische Eröffnung eines Teufelskreises übrig.
Solange selbst Menschen, die es auf Grund von Bildung und Horizont besser wissen müssten, Stille und Meditation ängstlich meiden, ist guter Rat teuer, für die Betroffenen, für ihre Arbeitgeber, für das Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft.
Es gehört offensichtlich immer noch zum Mindset vieler Entscheidungsträger & Manager und vieler "Otto Normal Bürger", Überlastungsanzeichen nicht nur zu ignorieren, sondern es auf keinen Fall zugeben zu wollen, wenn sie einen Weg für Entspannung und Selbstfindung suchen, weil sie befürchten, man könne ihnen dies als Schwäche auslegen :))
Das ist ein interessanter Trugschluss. Aber wenn Sie - wie ich selbst früher - auch heute noch zu den Leuten gehören, die sich nicht trauen, eine Schwäche zuzugeben (... und wenn schon dann nur hinter vorgehaltener Hand), dann möchte ich Ihnen und meinem Freund zuraunen: "Tun Sie' s in Gottes Namen eben dann erst einmal heimlich."
Ganz offen gesprochen, ist mein Freund, der Topmanager, für seine Firma aktuell in dieser Position eigentlich nicht mehr tragbar. Das kostet offensichtlich auf Dauer Kunden und Arbeitsplätze. Interessanterweise gehen ihm gerade vermehrt Aufträge "durch Intrigen" an die Konkurrenz verloren. Hoffentlich ist er bald wieder besser drauf, und weil ich auch seine private Seite kenne, mache ich mir nicht so große Sorgen, da seine Familie ihn liebt und ihm den Rücken stärkt.
Es gibt zum Glück - allen Unkenrufen zum Trotz - auch mutige Vorreiter und positive Beispiele für Vorsorge und Auswege aus der Stress-Falle:
Finanzieren Sie Ihren Mitarbeitern einen Yogakurs, ein Retreat oder holen Sie sich einen guten Meditationslehrer ins Haus! Lassen Sie sich von guten Fachleuten helfen, sich selbst zu helfen! Gehen Sie als Arbeitgeber mit gutem Beispiel voran!
Hier nochmal der Link zum Artikel in der Süddeutschen Zeitung