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Sonntag, 9. Juni 2013

Das Menschsein ist ein Gasthaus

Der Sufi-Dichter Rumi schreibt:
"Das menschliche Dasein ist ein Gästehaus.
An jedem Morgen eine neue Ankunft:
Eine Freude, eine Depression, eine Gemeinheit.
Irgendein momentanes Aufmerksamwerden kommt als ein unerwarteter Besucher.
Heiße sie alle willkommen und unterhalte sie alle, selbst wenn sie ein Heer von Sorgen sind, welches gewaltsam Dein Haus von seiner Einrichtung leerfegt.
Dennoch behandle jeden Gast ehrenvoll. Er mag Dich vielleicht nur reinigen und vorbereiten für neue Wonne.
Der finstere Gedanke, die Scham, die Bosheit, empfange sie lachend am Eingang, und bitte sie herein. Sei dankbar für wen auch immer der kommt, denn jeder einzelne ist Dir als Wegweiser aus dem Jenseits gesandt. "



Das Zitat kam mir heute in den Sinn, als ich von dem Leid und Ungemach der vielen Hochwasseropfer las, von meiner tapferen Cousine erfuhr, die sich seit einigen Wochen auf ein Weiterleben mit ihrem Krebs einstellt, und als ich an den Schutzengel dachte, der meiner Tochter vorgestern bei einem Sturz vom Trampolin zu einer relativ sanften Landung verhalf.
Rumis Haltung kann gleichzeitig Trost und Befreiung sein. Selbst hat mir diese Sichtweise immer wieder geholfen, eine Angst, eine Sorge oder eine schwierige Lage zu überstehen, Lebensfreude zu bewahren und damit ansteckend zu sein.
Mein Freund Davidji verwendet das Zitat (in Englisch) als Einleitung zu seiner Heilmeditation, die in seinem Kompendium "Guided Meditations - Fill what's Empty, empty what's Full" enthalten ist.



Sehr passend, finde ich.
Welche Wirkung hat diese Sichtweise von Rumi auf Euch?
Ist unsere menschliche Daseinsform ein Gasthaus, in dem Ihr als Gastgeber das ganze Leben willkommen heißen könnt?
Gefällt Euch die Metapher?
Was sind Eure Gedanken und Gefühle dazu?

Freitag, 24. August 2012

Schluss mit den Mythen der Meditation

Wenn Schüler über ihre Meditationserfahrung sprechen, dann schildern sie Anfängern oft ihre Erlebnisse in den buntesten Farben.
Sicher, es ist angenehm, sich an einem schönen Ort und in einer guten Atmosphäre in die Meditation zu versenken; und im Übergang auf der Reise hinein in die ( - oder wieder heraus aus der - ) Versenkung mag das eine oder andere intensive Erleben ein Geschenk sein.



Freuen Sie sich darüber und behalten Sie diese Geschenke für sich, denn allzu leicht verunsichern diese Geschichten (die ja eigentlich Ihre Freunde motivieren sollen) einen Meditationsneuling, der daraus Erwartungen, Leistungsdruck und vielleicht sogar Misserfolgserlebnisse ableiten wird, wenn er selbst keine "Trompeten von Jerecho, hochgeistige Verzückung oder Farbenfeuerwerke" berichten kann.
Und zudem zeigt alles Erleben bei einer Meditation zugleich an, dass man sich momentan noch nicht oder schon nicht mehr in der Meditation befindet.
Wem es wiederfährt, in die Lücke zwischen den Gedanken zu gleiten, der transzendiert aus dem Raumzeitkontinuum in eine andere Dimension. Was es dort bestenfalls zu erfahren gibt, ist Zeitlosigkeit und die ewige Stille, einen Anschluss an die ewige Weisheit, an das, was keinen Anfang und kein Ende hat. Selbst Erkenntnis ist im Zustand der Meditation nicht erkennbar (... und das ist anscheinend noch so ein unauflöslicher Widerspruch ? Ein Kōan also? Nein, nicht wirklich, denn ...), was eigentlich in der Meditation geschieht ist genauso wenig beschreibbar wie das Göttliche selbst.
Um etwas zu erleben und es sprachlich erfassbar zu machen, brauchen wir sowohl Raum als auch Zeit. Folglich kommt eine Erkenntnis irgendwann nach der Meditation zum Vorschein, eventuell dringt sie uns erst in Form einer Veränderung, durch eine andere Art der Wahrnehmung oder durch einen Prozess ins Bewusstsein.
Zwar kann ich im Vorfeld einer Meditation zum Beispiel die drei Seelenfragen formulieren, um mich auf die eigentliche Meditation einzustimmen (... und das ist eine gute Methode!). Meditation an sich ist jedoch ziellos und verfolgt keinerlei Sinn.
Dennoch werden sich möglicherweise ...
  • Ihr Bewusstsein und Ihre Wahrnehmung erweitern, vermutlich werden Sie 
  • Stress abbauen, vielleicht sogar 
  • innerliche und äußerliche Heilungserfahrungen machen, 
  • Ihre Beziehungen verbessern, 
  • spontan einige Wünsche erfüllt bekommen, 
... oder auch nicht?
Allen Neulingen der Meditation sei also ans Herz gelegt:
Meditation hat nichts Spektakuläres und ihr einziges Ziel ist: 
Zu meditieren :) 
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen heute viel Freude mit dem Meditieren.
Namasté!